Historie

Seit der Gründung des CIMTTs im Jahre 1989 unter der Leitung von Prof. Martin Storm entwickelt sich die Einrichtung mit der Zeit weiter. Hier erhalten Sie einen kleinen chronologischen Einblick.

1989, der Start des CIMTT. Basierend auf einem Förderprogramm des Bundes erhielt die Fachhochschule ein Förderbudget auf das man zurecht stolz sein konnte. Insgesamt wurden 16 Förderzentren für Computer-Integrated-Manufacturing (CIM) in der Bundesrepublik Deutschland ausgelobt. Fünf weitere kamen nach der Wende in den neuen Bundesländern hinzu. Ihre Aufgabe war es kleine und mittlere Unternehmen bei der Implementierung und Umsetzung des CIM-Konzepts zu beraten. Die Fördergelder kamen sowohl vom Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) als auch vom Bundesministerium für Post- und Fernmeldewesen (BMPF) [1]. Die Fachhochschule Kiel erhielt das einzige an einer Fachhochschule ansässige Transferzentrum. Alle anderen waren an Universitäten angegliedert und außerhalb Schleswig-Holsteins.

So wurde auf dem Ostufer das heutige Gebäude C05 in der Schwentinestraße 13 neben dem alten Rechenzentrum von HDW errichtet und mit moderner Maschinen- und Rechentechnik ausgestattet (vgl. Abbildung 1) . Erster Direktor des CIMTT war Prof. Dipl.-Ing. Martin Storm, der damals auch die Antragstellung betreute.

Abbildung 1: Neubau der Halle des CIMTT (1989) mit einigen Bürobereichen, daneben Parkplatz und das alte Rechenzentrum von HDW (links), Blick ins Forschungslabor (1990) (rechts)

Das CIMTT war somit zunächst eine Forschungs- und Transfereinrichtung gefördert durch eine Bundesausschreibung und begann am 8.12. 1989 mit einer Belegschaft von 8 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie die Professoren (Storm, Kiethe, Heise, Schuh und Feldmann) den Technologietransfer in die Wirtschaft. Zahlreiche Firmen wurden mit neuen digitalen Technologien wie das CAD-CAM über Projekte und Seminarveranstaltungen vertraut und die Marke CIMTT im Mittelstand bekannt gemacht.
Einschlägige Projekte, die sich mit den datendurchgängigen CIM-Technologien vom Produktionsplanungssystem (PPS) bis zur Werkzeugmaschine beschäftigten waren im Fokus. So waren die ersten Schwerpunktthemen die Programmierung von fünfachsigen Werkzeugmaschinen, die Einführung von CAM-Systemen sowie die Einführung, Konfiguration und Programmierung von Werkzeugdatenbanken.

Mit dem Auslaufen der Bundesförderung ging das CIMTT als zentrale Einrichtung an die Fachhochschule über und wurde direkt dem Präsidium unterstellt. Um weiter attraktiv zu bleiben, wurde in zusätzliche moderne Technologien investiert. So hatte das CIMTT eine der ersten Additiven Anlagen in Schleswig-Holstein und konnte so das Selektive Lasersintern von Kunststoffen kurz, SLS, dem Mittelstand demonstrieren. Darüber hinaus wurden weitere Projekte akquiriert, wie z.B. die Fabrikplanung für den Inklusionsbetrieb „Hohenweststedter Werkstätten“ welche zusätzlich die soziale Verantwortung des Hauses aufzeigt. Seit 2006 ist das CIMTT als „home of Raceyard“ die Pit des erfolgreichen Studierendenprojektes, die in der Schwentinestraße 13 jährlich ihren Rennwagen fertigen.

Nach der Pensionierung von Prof. Storm folgten die Professoren Heise, Mallon und Gläbe als geschäftsführende Direktoren des CIMTT. Prof. Dr.-Ing. Joachim Heise etablierte das Qualitätsmanagement als Disziplin in das Portfolio des CIMTT, so wurde entsprechendes Equipment beschafft und Mitarbeiter ausgebildet. Prof. Dr.-Ing. Jürgen Mallon trieb die Internationalisierung mit Projekten der Fabrikplanung und erneuerbarer Energien in Dänemark, China und Indien voran, und stellte so das Haus international auf. Unter der erneuten Führung von Prof. Dr.-Ing. Joachim Heise wurde 2012 das CIMTT in den Fachbereich Maschinenwesen als eigenständiges Institut integriert. Einige der Mitarbeiter wurden in andere Bereiche z.B. die Zentrale IT übergeben und so der Personalstamm reduziert. Weiterhin wurden erfolgreich kleinere Projekte akquiriert.

Anfang 2014 wurde von Prof. Dipl.-Ing. Manfred Fischer und dem damaligen geschäftsführenden Direktor Prof. Dr.-Ing. Ralf Gläbe die Idee entwickelt die Grundsätze der CIM-Technologie in eine „Digitale Fabrik“ zu überführen. Dazu wurde Ende 2014 ein entsprechendes fachbereichs-übergreifendes Projekt aufgesetzt und Prof. Dr.-Ing. Henning Strauß mit der Umsetzung betraut. Der Ansatz der Digitalen Fabrik bestand darin, alle Prozesse vom eingehenden Kundenauftrag bis zum „After-Sales“ digital abzubilden. Im Team sind ebenfalls Professoren aus dem Fachbereich Informatik und Elektrotechnik engagiert, beispielhaft sei hier Prof. Dr.-Ing. Christoph Wree genannt. Dieses interdisziplinäre Vorgehen zeigt sich auch in gemeinsam durchgeführten Lehrveranstaltungen, in denen den Studierenden beider Fachbereiche Technologien um die Digitale Fabrik wie IIoT, CPS, usw. vermittelt werden.

Zunächst wurden innerhalb des Projektes die benötigte Prozesslandschaft aufgebaut und Schnittstellen definiert. Danach folgte eine umfangreiche Recherche und Beschaffung von diversen Softwarepaketen, welche integriert werden mussten. So verfügt das CIMTT heute über ein ERP System (SAP S/4Hana), mit SolidWorks PDM über ein Produktdatenmanagementsystem, in welchem die Daten beginnend mit der ersten Skizze abgelegt werden können, sowie ein MES-System mit Fertigungsleitständen der Firma HYDRA. Der vorhandene Maschinenpark wurde basierend auf einer Materialflusssimulation neu angeordnet und zusätzlich wurden weitere Maschinen beschafft. Neben dem vorhandenen Bearbeitungszentrum der Fa. GROB, welche heute auch Kooperationspartner des Hauses ist, wurden eine Chiron zum Drehfräsen und ein Bearbeitungszentrum der Firma Georg Fischer sowie fahrerlose Transportfahrzeuge beschafft. Die Produktion ist sowohl über das MES vernetzt als auch über eine Cloudbasierte Lösung mit eigenentwickelten Widgets (GROB-NET4Industry) weltweit abrufbar (vgl. Abbildung 2). Die Montage der Bauteile erfolgt mittels kollaborierenden Robotern, so genannten COBOTS, von denen das CIMTT über mehre Roboter der Hersteller KUKA und Universal Robots verfügt.

Abbildung 2: Digitaler Produktionszwilling innerhalb der Digitalen Fabrik

Seit 2017 ist Prof. Dr.-Ing. Henning Strauß geschäftsführender Direktor. Beginnend mit dem Projekt der Digitalen Fabrik fallen die Themen der Digitalisierung der Produktion in diese Zeit. So wurde das CIMTT mit der Digitalen Fabrik ein fester Bestandteil des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kiel – Digitalisierung für KMU, eine Bundesförderung (Antragstellung Prof. Dr.-Ing. Ralf Gläbe), die gewonnen werden konnte und von 2019-2021 lief. Aktuell ist das CIMTT Konsortialpartner des Mittelstand-Digital Zentrum Schleswig-Holstein, welches am 1.11.2021 gestartet ist und welches zunächst bis 2024 laufen wird (Antragstellung durch die Professoren Mallon, Strauß, Finkemeyer).
Auch im Bereich der Additiven Fertigung ist das CIMTT am Puls der Zeit. So konnte in 2021 eine Additivanlage über eine Bundesförderung (Prof. Dr.-Ing. Alexander Mattes) beschafft werden, welche mehrachsig im Pulver-Düse-Verfahren metallische Materialien auf einer Grundplatte aufbaut. Interessant ist bei dieser Anlage, dass auch sogenannte gradierte Werkstoffe erzeugt werden können, d.h. innerhalb eines Produktes werden unterschiedliche metallische Werkstoffe miteinander verschmolzen. Somit ist das CIMTT wieder einmal technischer Vorreiter in Schleswig-Holstein und steht sowohl fachbereichsübergreifend mit der Informatik und Elektrotechnik als auch fachbereichsintern (Werkstoffkunde, Konstruktion und Fertigungstechnik) für die gute Forschungsvernetzung und Transfer.

Alle derzeitigen Mitarbeiter und ehemaligen Mitarbeiter finden Sie hier.

Quellen:
[1] Frey, Volker: Das CIM-Technologietransferzentrum Karlsruhe, in: Scheer, August-Wilhelm (Hg.): CIM im Mittelstand, Berlin/Heidelberg 1989, S. 227–236.